Positionspapier des Gesprächskreises für Landesorganisationen der Weiterbildung zur Landtagswahl 2017

Die gemeinwohlorientierte Weiterbildung ist in NRW eine bedeutende Ressource für Teilhabe, soziale Gerechtigkeit und Demokratie. Deshalb ruft der Gesprächskreis für Landesorganisationen der Weiterbildung in Nordrhein-Westfalen alle Verantwortlichen zu einem Zukunftsdialog für die Weiterbildung und die Entwicklung einer umfassenden Landesstrategie Weiterbildung auf.

Die Herausforderungen sind anspruchsvoll. Um sie bewältigen zu können, fordert der Gesprächskreis für alle Weiterbildungseinrichtungen:

  1. Zeitnahe Anpassung der Förderung an die allgemeinen Gehaltsentwicklungen und Kostensteigerungen seit dem Jahr 2000 (u. a. auch Honorare der Kursleitungen) und mittelfristig eine Anhebung der Fördermittel des Weiterbildungsgesetzes auf 10 Euro im Jahr pro Einwohnerin und Einwohner des Landes mit einer jährlichen Dynamisierung von einem Prozent
  2. Zusätzliche Spielräume und Investitionen für neue Konzepte und Formate
  3. Etablierung und Finanzierung von Beratungsstrukturen und -leistungen in der gesamten gemeinwohlorientierten Weiterbildungslandschaft
  4. Politische Aufwertung und Weiterentwicklung adäquater und effizienter Unterstützungsstrukturen (z.B. QUA-LiS, Landesbeirat)

Die gemeinwohlorientierte Weiterbildung fordert die Verbesserungen ihrer Rahmenbedingungen, um
insbesondere die folgenden drei Kernaufgaben wirkungsvoll und nachhaltig bewältigen zu können:

1. Teilhabe und soziale Gerechtigkeit:
Individuelle und selbstgewählte Bildungsprozesse im Erwachsenenalter stärken Kompetenzen und Potenziale im Alltagsleben, im Beruf, als Einwohnerinnen und Einwohner, Verbraucherinnen und Verbraucher, in der Familie etc. Selbstbewusste Menschen sind eher geschützt vor struktureller oder gefühlter sozialer Ausgrenzung und dem Verbleib in unsicheren, fragilen Lebenslagen. Die gemeinwohlorientierte Weiterbildung erreicht Menschen benachteiligter sozialer Milieus, für die sozialraumbezogen und niederschwellig u. a. Lehrgänge zum Nachholen von Schulabschlüssen, Sprachkurse, Grundbildung und Alphabetisierung, Politik- und Elternkurse angeboten werden. Durch den Mehrwert individueller Weiterbildung gewinnt die Gesamtgesellschaft. Weiterbildung wirkt präventiv struktureller sozialer Ausgrenzung entgegen und schafft mehr Lebensqualität für die Menschen in NRW.

2. Digitalisierung:
Die gemeinwohlorientierte Weiterbildung greift vielfältige politische Initiativen zur Digitalisierung auf und beschreibt im Rahmen einer spezifischen Strategie den Beitrag, den sie zur Entwicklung der Gesellschaft in NRW im Zeitalter des digitalen Wandels leisten kann und wird. Die Wandlungsprozesse in allen gesellschaftlichen Bereichen und im Alltagsleben bedingen massive Weiterbildungsbedarfe im beruflichen und individuellen Kontext der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Strategie der gemeinwohlorientierten Weiterbildung greift Digitalisierung daher als Querschnittsthema auf und umfasst nicht nur den Ausbau der digitalen Infrastruktur der Einrichtungen sondern auch die interne und externe digitale Vernetzung und damit auch das Wissensmanagement in Zeiten des demografischen Wandels. Sie umfasst sowohl die kritische Reflexion als auch die Entwicklung digitaler Lernformate und digitaler Kommunikation als Angebot für alle Zielgruppen und Milieus.

3. Demokratie stärken:
Die parlamentarische Demokratie braucht Einwohnerinnen und Einwohner mit politischen Basiskenntnissen, die urteils- und kritikfähig sind und die Bereitschaft zeigen, ihre Kompetenzen und Ansichten in unsere vielgestaltige und offene Gesellschaft einzubringen.
Die gemeinwohlorientierte Weiterbildung in NRW versteht ihren Bildungsauftrag seit jeher in diesem Kontext. Mit ihren Angeboten will sie auch künftig Menschen verschiedenster Herkunft zu einem verantwortungsbewussten Zusammenleben in der Gesellschaft ermutigen. Mit ihren Formaten sucht die Weiterbildung in unterschiedlichen Sozialräumen das Gespräch – auch mit denjenigen, die sich enttäuscht von der Politik abwenden und demokratische Spielregeln infrage stellen. Sie informiert, berät und qualifiziert, eröffnet Räume für Dialog und Diskussion, ermöglicht Teilhabe und aktive Mitgestaltung.

Mit dem Weiterbildungsgesetz hat NRW vor 40 Jahren die verbindliche Grundlage geschaffen, dass alle Menschen Bildung individuell und in allen Lebenslagen in von ihnen selbst bestimmten
Entwicklungsbereichen in Anspruch nehmen können. Die anerkannten und gemeinwohlorientierten Einrichtungen in kommunaler und anderer Trägerschaft stellen hierzu eine flächendeckende
Angebotsstruktur sicher. Lebensbegleitendes Lernen ist bildungspolitisch als wesentliche Voraussetzung für gelingendes Gestalten und Teilhabe aller Menschen anerkannt.

Damit NRW Weiterbildungsland bleibt, bitten wir alle Verantwortlichen gemeinsam mit dem Gesprächskreis den Zukunftsdialog für die Weiterbildung zu eröffnen.

Gesprächskreis für Landesorganisationen der Weiterbildung in NRW
Düsseldorf, den 16.03.2017

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